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Pressemitteilung

Einigkeit im Ziel, aber Differenzen beim Weg dahin

Umweltschützer und Landwirte diskutieren das Volksbegehren

Lauf. Der Referent Dr. Andreas von Lindeiner hatte gerade seine anschaulichen Vortrag beendet und der ÖDP-Kreisvorsitzende Norbert Spiegel lud die Zuhörer im ziemlich gut besetzten Nebenraum des Laufer Hotels zur Post zum Nachfragen ein. Einen Moment herrschte Stille, doch dann begann eine heiße Diskussion zwischen Landwirten und

Umweltschützern, ob das Volksbegehren nicht einseitig zum Großteil ihren Berufsstand verurteile und belaste. Die restliche Bevölkerung mit ihrem Beitrag zum Artensterben käme im vorgelegten Gesetzentwurf zu einfach weg. Am Ende nach der Diskussion und nach mehreren Einladungen des Referenten vom LBV zum gemeinsamen Arbeiten war man sich im Ziel weitgehend einig. Ob die anwesenden Vertreter der regionalen Landwirtschaft allerdings das Volksbegehren mit dem Kurztitel „Rettet die Bienen“ unterstützen werden, bleibt offen. Zumindest gab es einem Landwirt den Anstoß, ein Blühwiesen-Projekt zu starten, das zur Finanzierung Bürger sucht.


Gelungener Referenten-Ersatz nach Absage

Zunächst hatte der Abend etwa anders als erwartet begonnen. Der Moderator ÖDP-Kreisvorsitzender Norbert Spiegel hatte kurzfristig umdisponieren müssen, denn die geplante Referentin und Mit-Initiatorin des Volksbegehrens Agnes Becker aus der Nähe von Passau war kurzfristig zur Münchner Runde ins Bayerische Fernsehen eingeladen worden. Trotzdem war es dem Veranstalter gelungen, mit Dr. Andreas von Lindeiner vom LBV (Landesbund für Vogelschutz) einen kompetenten Referenten mit einem Herz nicht nur für die bedrohte Natur zu finden.

Alle müssen helfen

Er machte in seinem anschaulichen Vortrag auch deutlich, dass beim Artenschutz nicht nur die Landwirte, sondern auch die Hausbesitzer mit ihren Gärten und die Kommunen und städtischen Bereich gefragt sind, Blühwiesen einzurichten und Lebensgurndlagen zu erhalten. Und er machte deutlich, dass sich die Förderpolitik der EU für die Landwirte ändern muss, damit diese die Pflege der Artenvielfalt (Biodiversität) honoriert bekommen. Und die die privaten Verbraucher müssten den Ökolandbau unterstützen, damit dieser wie im Gesetzentwurf vorgesehen schrittweise gesteigert werden kann. Der Rückgang von Feldvögeln, Schmetterlingen, Insekten und Amphibien wurde anhand verschiedener Tabellen und Übersichten verdeutlicht. Deshalb steht ein breites Bündnis von mittlerweile fast 200 Organisationen hinter dem Volksbegehren zum Artenschutz, darunter auch Vertreter beider großer Kirchen. Diese braucht es aber auch, um das Ziel des Erhalts eines blühenden Bayern im Gegensatz zu Monokultur und betonierten Vorgärten zu verwirklichen.

Dr. von Lindeiner wies darauf hin, dass die Bayerische Bauordnung einen Begrünung der Umgebung von Neubauten vorschreibt. Da liegt es an den Kommunen, ob das Gesetz in diesem Sinne verwirklicht wird und nicht“pflegeleichte“ Kieswüsten vor den Hauseingängen. Und es ist eine Aufgabe der Bildung von der Grundschule bis in die Gymnasien, wieder mehr den Blicj für die Zusammenhänge der uns umgebenden Natur und ihrer Förderung zu gewinnen.

Spezielle Situation im Nürnberger Land

Die mindestens vier anwesenden Vertreter der Landwirte im Nürnberger Land machten in der anschließenden Diskussion deutlich, dass vieles von den Forderungen hier schon verwirklicht sei.

Die zunehmend extensive konventionelle Landwirtschaft habe sich dem Bioanbau schon sehr angenähert und würde auch durch Programme wie KULAP gefördert. Hier wollte ein anderer Zuhörer schon mitsprechen, wie seine Steuermittel im Sinne des Artenschutzes eingesetzt würden.

Manche Darstellungen des Referenten wurden hinterfragt und die Verbindlichkeit der Krefelder Studie angezweifelt. Letzten Endes waren sich aber auch die Landwirte einig, dass ein deutlich sichtbares Artensterben im Gange sei. Nur bei der Frage nach den Ursachen, sahen sie manches anders und wollten sich nicht an den Pranger gestellt sehen.

Konstruktive Vorschläge und ein neues Blühwiesen-Projekt

Dabei kamen auch konkrete Vorschläge zur Umsetzung wie z. B. die Koordination der Biotop-Verbünde durch die untere Naturschutz-Behörde zur Sprache. Und am Schluß stand ein Landwirt aus dem Raum Altdorf auf und lud alle Anwesenden ein, sich an einem Blühwiesen-Projekt zu beteiligen. Er sucht nun Bürger, die ihm die Umwandlung von Ackerflächen in Blühwiesen finanzieren und damit sein Auskommen sichern helfen. Er hat seinen Sohn als Hofnachfolger gewonnen, spürt aber den zunehmenden auch bürokratischen Druck auf die Landwirte wie bei der Düngemittelverordnung. Deshalb sucht er damit nach einem Weg, ihm ein Auskommen zu sichern, damit es noch eine Zukunft für die Landwirte im Nürnberger Land gibt. Denn es gilt zu verhindern, dass zwar in Bayerrn die höchsten Regeln für die Erzeugung guter Lebensmittel gelten, aber am Ende keine Landwirte mehr dazu Lust haben. Deshalb sicherte der ÖDP-Kreisvorsitzende Norbert Spiegel diesem Projekt seine Unterstützung zu. Walter Stadelmann


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